Vorlesung: Über das Lachen

Dozent: William J. Hoye
 
Zeit: Fr 10.15 - 12.00 Uhr
Beginn: 15. Oktober 2010
Ende: 4. Februar 2011

Ferien Vom 24. Dez. bis zum 7. Jan. 2011 fällt die Vorlesung aus.

 
 

Die erste Vorlesung im Jahre 2011 findet am 14. Januar statt,
nicht also, wie angekündigt, am 7. Januar

 
 
Ort: S 8 (Schloss)
Belegnummer: 021790
 
 
Kommentar:
Lachen ist eine Wesenseigenschaft des Menschen, die zugleich rätselhaft und religiös relevant ist. Bis zum heutigen Tag haben Philosophen versucht es zu begreifen. Lachen kommt in verschiedenen Formen vor. Die thrakische Magd lacht den 'abgehobenen' Philosophen aus. Die zur Hölle Verdammten lachen. Es gibt teuflisches Lachen, verzweifeltes Lachen, blasphemisches Lachen, verächtliches Lachen, höhnisches Lachen, das Ostergelächter. Die christlich monastische Spiritualität lehnt das Lachen fast einhellig ab, aber der Mönch Thomas von Aquin nimmt eine andere Perspektive ein. Die Schrift von Aristoteles über das Lachen wird von dem Mönch und Bibliothekar in Umberto Ecos Roman Der Name der Rose schließlich wortwörtlich aufgegessen. Und dabei lachte der Mönch. "Zum ersten Male hörte ich Jorge von Burgos lachen! Er lachte tief in der Kehle, ohne dass die Lippen Freude ausstrahlen." Kommt das Lachen vom Himmel oder aus der Tiefe? Ist es Sünde oder Tugend? Chestertons Father Brown hat den Mörder erkannt, weil er ihn einmal lachen hörte, als dieser sich allein glaubte. Wer allein lacht, so weiß Fr. Brown, "ist entweder sehr gut oder sehr schlecht" und "vertraut seinem Spaß entweder Gott an oder dem Teufel". Lachen, wie auch das Staunen, hat eine befreiende Wirkung gegenüber der Welt. Es repräsentiert eine Grenzerfahrung der Vernunft, die die Komik der Tatsache, dass wir einen Leib haben, zum Ausdruck bringt, und eine Vorahnung der ewigen Seligkeit darstellt. Oder gehört Lachen zur 'Welt' (im Gegensatz zu Gott)? Hat Jesus nie gelacht? Ist der Mensch, wie Aristoteles maßgeblich gelehrt hat, das einzige Wesen, das lacht? In seiner bahnbrechenden Untersuchung kommt Robert Curtius zu dem Ergebnis, "dass die theoretische Stellungnahme der Kirche von rigoristischer Ablehnung bis zu wohlwollender Duldung des Lachens alle Möglichkeiten offen ließ".  

 

Texte On-line im PDF-Format